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Leitfaden für den Einsatz von Gebärdensprach-Filmen

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  1. Leitfaden für den Einsatz von Gebärdensprach-Filmen
  2. Hinweise zum Lesen des Leitfadens
  3. Einleitung
  4. Die gesetzlichen Grundlagen zur Barrierefreiheit
  5. Die Produktion eines Gebärdensprach-Films im Überblick
  6. Der Einsatz von Gebärdensprach-Filmen
  7. Auswahl von Texten
  8. Die Übersetzung von Schriftsprache in die Gebärdensprache
  9. Die Gebärdensprach-Filme
  10. Die Gebärdensprach-Darsteller
  11. Qualität von Gebärdensprach-Filmen
  12. Was bei Gebärdensprach-Filmen vermieden werden sollte
  13. Das Beispiel vom Deutschen Gehörlosen-Bund
  14. Zu guter Letzt
  15. Exkurs: Die Umfrage vom BMGS (angezeigt)

Exkurs: Die Umfrage vom BMGS

Am 12. Januar 2004 kündigte das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS) in einer Presse-Mitteilung an, "die Barrierefreiheit des Angebots für behinderte Internetnutzerinnen und -nutzer weiter zu entwickeln". In diesem Zusammenhang wurden zwei Textseiten mit Videoangeboten für gehörlose Menschen unterlegt. Diese Gebärdensprach-Filme wurden von der Hamburger Firma Gebärdenwerk produziert. In der Zeit von November 2003 bis Mitte April 2004 wurden insgesamt 10.177 Videosequenzen geöffnet und angesehen.

Zeitgleich mit dem Online-Start führten das BMGS und die Agentur Gebärdenwerk aus Hamburg eine Umfrage zur Beurteilung der Gebärdensprach-Filme durch: Am 15. Januar 2004 wurde ein Fragebogen mit insgesamt 10 Fragen sowie der Möglichkeit, ein freies Kommentarfeld zu nutzen, ebenfalls im Internet mit eigener Adresse bereitgestellt. Ziel der Umfrage war es, ein erstes Feedback auf das neuartige Angebot zu erhalten und zu testen, ob und wie es angenommen wird. Die Zielgruppe war mit Gehörlosen bzw. auch Nutzern, die die Deutsche Gebärdensprache beherrschen, klar umrissen.

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass bei rein schriftlichen Umfragen unter gehörlosen Menschen mit wenig Rücklauf zu rechnen ist. Der Umgang mit der deutschen Schriftsprache stellt viele Gehörlose vor ein unüberwindbares Problem. Als Alternative galt daher bislang das persönliche Interview, das jedoch mit einem enormen Zeitaufwand verbunden ist. Daher wurden alle Fragen sowie die möglichen Antworten des Fragebogens mit Gebärdensprach-Filmen unterlegt. Der hohe Rücklauf von 650 Teilnehmern innerhalb eines Zeitraumes von sechs Wochen demonstriert, dass diese gewählte Form gut angenommen wurde.

Im Nachfolgenden werden kurz die Ergebnisse dieser Umfrage dargestellt. Eine ausführliche Dokumentation zu dieser Umfrage lässt sich im im PDF-Format Web-Angebot des BMAS finden.

Die Gebärdensprach-Filme, die von Gebärdenwerk für das BMGS erstellt wurden, sind der Umfrage nach hinsichtlich ihrer Bildqualität einwandfrei: mehr als 75% stimmten dem Punkt zu. Es ist zu vermuten, dass die Teilnehmer, die weniger zufrieden waren, die Filme über eine Schmalband-Verbindung empfingen. Die Zahlen sind fast deckungsgleich. In dieser Hinsicht dürften langfristig die Breitband-Formate die Oberhand gewinnen.

Sehr eindeutig fällt das Urteil zugunsten des Einsatzes der Gebärdensprache aus: Über 89% der Befragten benötigten für das Verstehen der Texte die Gebärdensprache. Lediglich 10% verstanden die angebotenen Texte in der schriftlichen Form. Zieht man die Struktur der Teilnehmer heran, könnte man zu dem Schluss kommen, dass an sich alle Hörgeschädigten die Inhalte nur in Verbindung mit Gebärdensprache verstehen. Denn es haben auch einige Personen (weniger als 14%) teilgenommen, die sich selbst nicht zum Kreis der Hörgeschädigten zählen und bei denen man davon ausgehen kann, dass sie zu lesende Texte verstehen. Dieses Ergebnis zeigt, dass Gebärdensprache für Anbieter von Inhalten, die sich an Hörgeschädigte richten, quasi ein Muss ist, um diese Zielgruppe zu erreichen.

Der Einsatz der Gebärdensprache steigert demnach die Verständlichkeit von Texten. Die Gebärdensprache selbst wird in den Filmen offensichtlich von den meisten Teilnehmern der Umfrage verstanden: Über 84% konnten die Inhalte der Gebärdensprach-Filme gut bis sehr gut verstehen. Dieses Ergebnis korreliert auch mit der Frage nach der Geschwindigkeit der dargestellten Gebärden. 92% der Teilnehmer fanden sie angemessen.

Der Tenor der Kommentare zu den Gebärdensprach-Filmen ist sehr positiv: Viele hörgeschädigte Bürger wünschen sich ein größeres Angebot an Gebärdensprach-Filmen. Dieses "Mehr-wollen" zieht sich wie ein roter Faden durch die Kommentare und demonstriert, dass den Bedürfnissen hörgeschädigter Menschen im Bereich der Kommunikation offensichtlich bislang zu wenig Beachtung geschenkt wurde und großer Nachholbedarf besteht.

 

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